Gréniers Enthusiasmus für die Photographie zeigt sich u.a. in eindrücklichen Bildern der französischen und europäischen Haute Volée, die er auf den Flaniermeilen der Reichen und Schönen in Trouville/Deauville aufnahm. Maler, Schriftsteller, OpernsängerInnen, SchauspielerInnen, Starlets der Varietés von Paris, Sportgrössen, Bankiers und Industriekapitäne – alle zog es im Sommer zu den mondänen Badeorten am Atlantik. In den Casinos und Restaurants verkehrte der Jet Set, immer dabei Arthur Grénier. Zwischen 1898 und 1937 schuf er so ein eindrückliches Sittengemälde der damaligen gesellschaftlichen Eliten.
Grénier war das, was wir einen Photoamateur nennen. Offenbar beabsichtigte er nie, mit seinen Aufnahmen Geld zu verdienen. Viel mehr sind seine Bilder eine Art Tagebücher. Sie erzählen viel über ihn und seine Interessen, erinnern, geprägt von spürbarer Melancholie, an Proust. Ebenfalls in den Sinn kommen einem die Aufnahmen des berühmt gewordenen Photographen Jacques Henry Lartigue (1894 – 1986), dessen Bilder thematisch mit denen Gréniers eng verwandt sind. Man spürt es: Eine Epoche geht zu Ende. Autos verdrängen die Droschken. Man bestaunt die ersten Flugapparate.
Arthur Grénier liebte die Theateratmosphäre. Bilder, aufgenommen mit selbstgebauten Kleinkameras in Theatern, Kinos und Varietés von Paris, zeugen von seiner grossen Faszination für die Bühne, genauer für Lichtführung und Bühnentechnik. Beeindruckend sind Aufnahmen nächtlicher Stadtbeleuchtungen, Schaufenstern und Neonreklamen. Der Photograph studierte, photographierte und malte sogar teilweise alle denkbaren Erscheinungsformen des Lichts: Das sich steig verändernde Tageslicht, das Licht von Kerzen und Leuchtkörpern in Innenräumen, bei Feuerwerk und Feuersbrunst, von Scheinwerfern und Projektoren, einschliesslich das beinahe vollständige Verschwinden des Lichts anlässlich einer Sonnenfinsterni.
Arthur Grénier schuf sich seine eigene Bühnen- und Bilderwelt. Gleichzeitig bestätigen seine erst kürzlich zum Vorschein gekommenen Aufnahmen einmal mehr die Tatsache, dass die Geschichte der Photographie noch manch kostbare Überraschung für uns bereithält und noch lange nicht zu Ende geschrieben ist.